Glossar
Ausbildungsskala
Immer wieder taucht die Frage auf, ob die Ausbildungsskala der FN Recht hat. Unsere Antwort ist ein klares Ja und im gleichen Moment ein kritisches Nein.
Um eine ehrliche Antwort auf diese Frage zu finden, sollten wir einen Blick in die Vergangenheit werfen. Früher stand die Arbeit am Boden im Vordergrund bis das Pferd in der Lage war, sich selbst zu tragen. Erst dann stieg man in den Sattel. Der Grundgedanke war, dass die Hankenbiegung und das Anheben des Rumpfes eine Einheit bilden, wie es beispielsweise die Arbeit an den Pilaren zeigt.
Daraus wurde die Vorwärtsbewegung entwickelt (vgl. Schulterherein), immer im Bewusstsein, die Pferde ständig über die Arbeit in der Diagonalen geradezurichten.
In der Ausbildungsskala der FN stehen Takt, Schwung und Losgelassenheit hingegen vor dem Geraderichten. Doch wie soll all das gelingen, wenn fehlt, was früher als Voraussetzung für das elastische, athletische und gesunde Pferd gegeben war?
Dazu kommt noch ein interessanter Punkt, der auf keinen Fall unterschätzt werden darf: die Genetik der vielen Rassen, die uns heute zur Verfügung stehen, bzw. die moderne Zucht, die stark vorwärts drängende Pferde hervorbringt.
Der Begriff des Vorwärtsreitens fixiert in den Köpfen von Ausbildern, Reitern und Richtern, dass ein Pferd immer (extrem) vorwärts geritten werden muss. Hier liegt offensichtlich der heutige Irrtum. Dass Pferde vorwärts geritten werden müssen, ist zwar ein grundlegender und notwendiger Bestandteil der Reiterei, aber dabei ist etwas weggebrochen: das Geraderichten auf der Basis der Diagonalen.
ARR setzt sich mit diesem Problem seit 25 Jahren auseinander – sehr oft belächelt, weil man die Verbindung nicht findet, sehr oft überrascht, dass die Arbeit über die Diagonale plötzlich Werte im Pferd entstehen lässt, die seine Gesundheit, seine Bereitschaft zur und seine Freude an der Arbeit öffnet. Wir haben bei unserer Arbeit nur etwas eingebaut, was früher selbstverständlich war: die Korrektur der Schiefe des Fluchttieres Pferd als Erstes in Angriff zu nehmen und diese Ausbildungsform im Bestreben nach Vollendung dem Pferd auf modernere Art zu vermitteln.
Was soll das heißen? Die Reiterei, die sich mittlerweile mehr oder weniger zum Volkssport entwickelt hat, muss Lösungen finden, die auf einfache, aber machbare und doch nachhaltig wirksame Art ein gesundes, leistungsstarkes Pferd zum Vorschein bringt. Die Angebote am Markt sind natürlich zahlreich, scheitern aber oft am oben Genannten, wenn auch hier die Schiefe des Pferdes nicht in den Vordergrund gestellt wird, sondern man mehr an die Behandlung glaubt, als vernünftig zu trainieren.
Wenn also die hohe Schule am Boden nicht mehr im Vordergrund steht, weil andere Gebrauchswerte in den Mittelpunkt rücken, muss doch die Frage lauten, warum man jetzt nicht verstärkt an den Bewegungsgrundlagen arbeitet, die eine sehr hohe Bedeutung für eine gesunde Zukunft des Pferdes haben. Volten, Zirkel, Schulterherein usw. entstanden aus der Erkenntnis heraus, dass Pferde von Natur aus keine Kreise gehen können. Also müssen wir sie das lehren!