Glossar
Seitengänge
Nach Rückfragen während der Analysen von vorgestellten Pferden mit erheblichen Bewegungsproblemen, wie man diese Pferde gearbeitet hat, kommt sehr oft die überraschende Antwort: «Mein Trainer hat mir geraten, zum Geraderichten des Pferdes viel Seitengänge zu absolvieren». Das führt natürlich zu der Auffassung, dass man alles getan hat, um das Pferd in eine gute Zukunft zu führen. Man kann auch in nicht unbedeutenden Fachzeitschriften die Meinung finden, dass Seitwärtsgänge eine hohe Bedeutung für die Ausbildung, besonders an der Hand, haben.
Nun sollte darüber kein Zweifel bestehen, dass Seitengänge tatsächlich eine beachtliche Bedeutung haben, ABER…!
Wie so oft sind Grundelemente in der Ausbildung, wenn sie nicht in der richtigen Phase angewendet werden, falsch, wenn nicht sogar Gift – in der Phase, in die sie hineingehören, aber ein Muss!
So bei den Seitengängen: Ein nicht geradegerichtetes Pferd, also einfach ein schiefes Pferd, kann und darf keine Seitengänge absolvieren (Ausnahme ist das Schenkelweichen, das sich eigentlich nur mit der Hinterhand beschäftigt). Besonders sichtbar ist dies bei Seitengängen, die das Pferd von der hohlen Seite ausgehend immer tiefer in die Schiefe hineintreiben – das ist in dieser Situation Gift!
Seitengänge sind die höchste Stufe der Gymnastizierung, also gehören sie in die höchste Stufe der Ausbildung. Hier sind sie ein Muss. Aber nur dann, wenn wir ein geradegerichtetes, ein sich selbst tragendes und sich im Schwerpunkt befindendes Pferd haben. Das Pferd muss sich im Bewegungsablauf in der vertikalen Biegungslinie befinden.